Das Basler Münster

2019 feierte die Stadt Basel das 1000-Jahr-Jubiläum ihres Münsters. Hier die ausführliche Webseite dazu.

Auf einem Felssporn mitten am Rheinknie, in sicherer Höhe vor jedem Hochwasser gebaut, markiert die ehemalige Bischofskirche bis heute von weitherum sichtbar den alten Mittelpunkt der Stadt. Mit ihrem roten Sandstein und der unverwechselbaren Silhouette ihren beiden Türmen bildet sie das Postkartenmotiv, das Emblem der Stadt schlechthin: Das Münster. Der Münsterhügel, auf dem die Kirche steht, ist die Geburtstätte Basels. Damit ist das Münster für die Stadt bis heute weit mehr als eine Kirche; vielmehr bildet es einen unverzichtbaren Bestandteil der Basler Identität.

2019 ist das Jahr der Feierlichkeiten zum 1000 jährigen Bestehen:

Ansicht Münster vom Kleinbasel aus.

Ansicht Münster vom Kleinbasel aus.

Die genaue Entstehungsgeschichte des Münsters und die Besiedelungsgeschichte des Münsterhügels sind nicht geklärt. In der Spätbronzezeit, um 1200–800 v. Chr., soll sich gleich nebenan, auf dem Martinskirchsporn, bereits eine mit einem acht Meter breiten und fünf Meter tiefen Graben geschützte Siedlung befunden haben.

Die nächste archäologische Schicht stammt aus dem Jahrhundert vor Christi Geburt. Auch die nun hier wohnenden Kelten erkannten die strategisch günstige Lage des Münsterhügels; um 50 v. Chr. soll eine befestigte Siedlung mit einer Strasse ungefähr entsprechend der heutigen Rittergasse bestanden haben, die in Resten noch unter dem heutigen Münster erhalten ist. Es wird vermutet, dass die Bewohner dieser Siedlung mit Tonerzeugnissen handelten.

Der römische Feldherr Lucius Munatius Plancus, Begründer der Colonia Raurica (44/43 v. Chr.) beim heutigen Augst, die später Augusta Raurica genannt wurde, gilt als Begründer Basels. Ein römisches Militärlager auf dem Münsterhügel wird um das Jahr 15 v. Chr. datiert.

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Ein Standbild des legendären Stadtgründers (87 v. Chr.–15 v. Chr.) steht heute im Hof des Rathauses.

Eine erste Kathedrale kann in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts anhand ihres Grundrisses nachgewiesen werden. Der Basler Bischof Haito (763–836 n.Chr.) hatte sie bauen lassen. Eingefallene Magyaren sollen diese Kathedrale im Jahr 917 zerstört haben. Mit der nächsten Bauphase nahm das Münster, wie wir es heute kennen, Gestalt an: Das Heinrichsmünster wurde auf dem Fundament des Vorgängerbaus errichtet und 1019 geweiht. Diese Kirche umfasste bereits Mauerwerk, das heute noch zu sehen ist.

Der Stifter Heinrich II. war seit 1002 König des Ostfrankenreichs und Kaiser des Römischen Reiches von 1014 bis 1024. Um 1100 kam ein erster Westturm dazu; seine helle Kalkstein-Partie ist am Georgsturm noch zu sehen.

1185 brannte das Basler Münster nieder, und in den nachfolgenden Jahrzehnten entstand ein spätromanischer Neubau.

Mit dem Erdbeben von 1356 stürzten Teile des Münsters ein – so das Gewölbe und  auch die fünf Türme, die sich zu diesem Zeitpunkt noch im Bau befanden, das Münster aber bereits prägten (Abbildung). Danach wurde die Kathedrale im gotischen Stil mit zwei Türmen erneuert. Der nördliche Georgsturm wurde 1429 vollendet, der Martinsturm erst 1500. Damit galt der Bau des Münsters als abgeschlossen.

Zwischen 1431 und 1449 tagte das Basler Konzil im Münster. Die Stadt war für beinahe zwei Jahrzehnte ein Brennpunkt des kirchlichen und politischen Geschehens in der westlichen Welt. Durch Papst Pius II., der während des Konzils als Sekretär fungierte, kam es zum Erlass der Stiftungsbulle, und so konnte am 4. April 1460 die Basler Universität eröffnet werden.

Mit der Reformation ging auch für das Basler Münster eine Epoche zu Ende. Zwar hatte der Bischof die Stadt bereits 1527 verlassen. Am Fasnachtsdienstag des Jahres 1529 kam es zum Bildersturm im Münster und in andern Kirchen, bei dem mehr als vierzig Altäre und mehrere Standbilder zerstört wurden.

Die Münsterbauhütte wurde 1529 geschlossen und erst 1986 wieder eröffnet. Seither hat es Seltenheitswert, dass man das Münster einmal ohne Baugerüst sieht. Die heutige Hauptkirche der evangelisch-reformierten Gemeinde Basel-Stadt ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten und ein Wahrzeichen Basels und gehört zu den bedeutendsten Sakralbauten am Oberrhein.

Wenn man – mit der bewegten Baugeschichte des Münsters im Bewusstsein – gleich hinter der Kirche von der Pfalz über die Stadt schaut, dann ahnt man, was der Rhein hier alles erlebt hat.

Das Wort «Pfalz» leitet sich ab von «palatium» (lat.), Palast. Die hoch über dem Rhein gelegene Terrasse hinter dem Münster wird Pfalz genannt, weil sich dort einst der Wohnsitz des Bischofs in unmittelbarer Nähe befand.

pfalz

Das Münster prägt mit seinen roten Sandsteinmauern und bunten Ziegeln sowie den beiden Türmen das Stadtbild von Basel. Diese typischen Merkmale des Basler Münsters zeugen nebst vielen andern Einzelheiten von einer viele Jahrhunderte langen, bewegten Baugeschichte.

Die Türme sind nach den Rittern Georg und Martin benannt. Beide Heiligen sind am Fuss der Türme durch Standbilder dargestellt. Der Georgsturm ist 64,2, der Martinsturm 62,7 Meter hoch.

Foto basel.com

Foto basel.com

Rainer Luginbühl

Journalist BR, Basel, Love what you do and do what you love