Kraftwerk Birsfelden

Vom Wasser haben wir´s gelernt,

Vom Wasser!

Das hat nicht Rast bei Tag und Nacht,

Ist stets auf Wanderschaft bedacht,

Das Wasser.

Johann Ludwig Wilhelm Müller (1794–1827), Ausschnitt aus dem Gedicht «Das Wandern».

 

Foto Wikipedia

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Das Kraftwerk Birsfelden ist das zwölfte Rheinkraftwerk zwischen dem Bodensee und der Landesgrenze bei Basel und produziert seit 1954 Strom für über 200’000 Haushalte in der Region. Es ist zugleich das Grösste der Schweiz und befindet sich bei Rheinkilometer 163,83, gemessen ab Konstanz.

Die Anlage in Birsfelden besteht im Einzelnen aus dem Maschinenhaus mit vier Stromaggregaten, dem Dienstgebäude, dem Schalt- und Pumpenhaus sowie dem Wärmepumpengebäude. Vor allem aber aus dem Stauwehr mit fünf Öffnungen und sechs sogenannten Windwerken – das sind die Wehrtürme, oder «Windhäuser», in denen oben im Turm ein Getriebe mit Ketten eingebaut ist. Diese könnten im Notfall, etwa bei einem Stromausfall, sogar von Hand mit einem grossen Windenschlüssel bedient werden, um den Wasserabfluss zu regulieren. Dazu kommen die Schifffahrtsanlagen mit den Vorhäfen, den Schleusen, der Kahnrampe, dem Paddelboothafen und natürlich der schönen Kraftwerksinsel, wo der eigene Hafen mit den kraftwerkseigenen Arbeitsschiffen liegt. Und auf Basler Seite findet sich auch die Fischtreppe.

Fotograf Juri Weiss

Fotograf Juri Weiss

Bevor das Kraftwerk erstellt werden konnte, wurden zahlreiche Studien über die optimale Lage und verschiedene Bauvarianten gemacht. 1947 schliesslich wurde ein Projekt vorgelegt, das allen involvierten Kreisen gefiel. Auf dieser Basis gestaltete Hans Hofmann den Kraftwerksbau mit den dazu gehörenden Schifffahrtsanlagen. Es gelang ihm ein Entwurf, der für die Architektur von Industriebauten wegweisend wurde und heute noch Passanten und Besucher begeistert. Das Kraftwerk Birsfelden konnte nur unter der Auflage gebaut werden, dass gleichzeitig auch die nötigen Schifffahrtsanlagen realisiert wurden. Und noch heute ist die Kraftwerk Birsfelden AG verpflichtet, die Rheinschifffahrt zwischen Basel und Augst jederzeit zu gewährleisten – und zwar kostenlos. Der Betrieb der beiden Schleusen bietet immer wieder eine abwechslungsreiche Unterhaltung für Spaziergänger und Radfahrer.

 

Die Gründung der Firma stand am Ende einer langen Vorgeschichte. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert befassten sich verschiedene Unternehmergruppen mit der Projektierung eines Wasserkraftwerkes bei Birsfelden. Anfangs bestand in der Region jedoch noch kaum Bedarf an zusätzlicher elektrischer Energie. Später verhinderten die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse eine Projektierung. Dann kam der zweite Weltkrieg. Der grosse Mangel an Brennstoffen liess die Nachfrage nach Strom ausserordentlich steigen. Und so wurde die Planung des Kraftwerks konkret an die Hand genommen. 1942 unterbreiteten die beiden Basel den zuständigen schweizerischen und badischen Behörden ihre Pläne. Nach langen Verhandlungen wurde 1950 endlich die Konzession erteilt. Unter Beizug der privaten Gesellschaften Elektra Baselland in Liestal und Elektra Birseck in Münchenstein wurde darauf am 29. August 1950 die Gründung der Kraftwerk Birsfelden AG beschlossen. Heute werden rund 17% des gesamten Stromverbrauchs in der Grossregion Basel in dieser Anlage produziert.

Der Architekt

Der Zürcher Architekt Hans Hofmann hatte bereits in einem frühen Stadium der Planung des Kraftwerks Birsfelden mitgearbeitet. Er war nämlich von 1942 bis 1947 Gutachter und Vertrauensmann der  Schweizerischen Vereinigung für Heimatschutz. Im Sinne eines lebendigen Heimatschutzes wollte man sich nicht nur auf den Bau des Kraftwerks beschränken, sondern anstelle der ursprünglichen Rheinlandschaft einen neuen, schönen Landschaftsraum gestalten. Das auf dieser Basis erarbeitete Projekt wurde von allen Interessengruppen gutgeheissen und gelangte zur Ausführung.

Artikel zum Kraftwerk Birsfelden in der Basler Zeitung vom 09.05.2013

Der Basler Energiedienstleister IWB und der Treibstoffhändler “Fritz Meyer AG” begeben sich auf ein neues Gebiet: In Birsfelden wollen sie Wasserstoff herstellen, der künftig schwere Transportfahrzeuge emissionsfrei antreiben soll. Artikel von onlinereports vom 20.04.2020

Rainer Luginbühl

Journalist BR, Basel, Love what you do and do what you love