Kunst unter der Johanniterbrücke

Aus der TagesWoche vom 03.04.2013
Vom Graffiti zur Urban Art

Von Françoise Theis

Aus der subversiven Bewegung der 1970er Jahre ist längst eine Kunstsparte erwachsen, deren künstlerische Strategien zur Eroberung des öffentlichen Raumes mit Begriffen wie Street Art, Urban Art oder Post-Graffiti beschrieben werden.

Ungefähr alle fünf Jahre muss «Claudia ich liebe Dich oder so 22.25 Uhr» ersetzt werden, dann, wenn die Neonröhren des leuchtend-blauen Schriftzuges ausgebrannt sind und eine neue, gleiche Liebeserklärung her muss. Dass dieses pragmatische Faktum zu einer Umsetzung der brennenden und sich verzehrenden Liebe wird, entbehrt nicht einiger Ironie. Ob die anfangs dieses Jahrtausends Angebetete immer noch von der gleichen Person geliebt wird? Wenn nein, macht nichts: Eine Claudia lässt sich immer finden, die genau um 22:25 Uhr von irgendjemand geliebt wird!

Zu sehen ist der Neonschriftzug schon seit 2001 unter der Johanniterbrücke in Basel und er ist zu einem sorgsam konservierten Relikt des Kunstprojekts im öffentlichen Raum des St. Johanns von www.lokalzeit.ch geworden. Der Künstler Mark Handforth (geb. 1969 in Hong Kong, lebt in Miami) hatte sich damals von einer Basler Wandsprayerei mit eben dieser Botschaft inspirieren lassen und das, unterdessen wohl längst verschwundene Geständnis, in Neonröhren übertragen und damit verewigen lassen.

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Rainer Luginbühl

Journalist BR, Basel, Love what you do and do what you love