Auswahl von Projekten am Basler Rhein

Wenn wir uns vorstellen, welches Bild sich einem Besucher von der Pfalz aus tausend, hundert oder zehn Jahren beim Blick über den Rhein geboten hat, werden wir uns bewusst, wie schnell und tief greifend sich das Panorama am Rheinknie geändert hat: Der Messeturm im Kleinbasel wurde erst 2003 eröffnet – vor hundert Jahren verbanden ganz andere Brücken die beiden Stadtteile, vor tausend Jahren präsentierte sich hier noch eine wilde Auenlandschaft.

(Sehr eindrücklich: Stadtgeschichte anhand von Kartenmaterial im Zehnjahres-Schritt).

Peter Birmann (1758 – 1844) “Blick vom Isteiner Klotz rheinaufwärts gegen Basel”

Und die Szenerie wird sich auch in naher Zukunft stetig verändern. Verschiedene Projekte sind in den Schubladen der Stadtverwaltung und in den Köpfen der Planer, wenn sie nicht bereits umgesetzt werden. Ein Grossteil dieser Ideen sind am Kleinbasler Rheinufer lokalisiert – wohl nicht ganz zufällig, wenn man an die gestiegene Bedeutung von Erholungszonen am Wasser, im Zuge der «Mediterranisierung» der Gesellschaft denkt. (Hier erwähnt im Interview mit Kulturfloss-Kapitän Tino Krattiger).

Beginnen wir am besten gleich an der sogenannten Riviera. Die Rheinpromenade am Kleinbasler Ufer wird in Teilbereichen kontinuierlich neu gestaltet. Zwischen der Mittleren und der Johanniterbrücke wird der Bermenweg, also der Weg zwischen Strassenebene und Wasser, der bei Hochwasser überschwemmt ist, neu durchgehend geführt und erhält eine Mindestbreite von zwei Metern. Er wird mit Naturstein gepflastert wie schon derjenige entlang des St. Johann-Rheinwegs. Die bestehenden Sitzstufen bei der Mittleren Brücke, beim Kleinen Klingental und bei der Kaserne (Vogel-Gryff-Fähre) erhielten eine Erweiterung unterhalb des Bermenwegs, sodass sie als Ein- und Aussteigeort für Rheinschwimmende besser genutzt werden können. Die Stufen bei der Florastrasse bleiben bestehen, oberhalb der Johanniterbrücke sind neue Stufen für Wasserfahrer und Schwimmer vorgesehen. Zudem wird am Ufer zwischen der Kaserne und der Leuengasse Kies aufgeschüttet, sodass dort ein schmaler Strand entsteht. In naher Zukunft sind auch neue Fischunterstände (für strömungsarme Zonen) und Kleinbootanlegestellen längs des Rheins geplant oder bereits eingerichtet. (Hier eine Zusammenfassung in einem früheren Beitrag). Die Neugestaltung des Schaffhauserrheinwegs verzögert sich allerding, wie diesem Artikel zu entnehmen ist.

Neben diesen konkreten Plänen (die zum Teil bereits verwirklicht wurden), gab es auch viel weitergehende Visionen zur Stadtentwicklung, darunter eine geradezu kühne Idee zu einer völlig neuartigen Nutzung des Kasernenareals als Stadthafen! Der neue Hafen hätte sich wie eine Wasserzunge vom Rhein her ins Kleinbasel gegraben; von da aus, wo heute die Tramhaltestelle Kaserne ist, die dann wohl Stadthafen geheissen hätte, hätte man einen direkten Blick bis hinüber zur Anlegestelle der Klingentalfähre auf der Grossbasler Seite. Eine Sicht, die heute versperrt ist durch den überdimensionierten, wuchtigen Kasernenbau. Der Initiant des Projekts, Werner Abt, war sich bewusst, dass es nicht leicht sein wird, die Stadt für einen so mutigen Schritt zu begeistern. Modernisierungsvorhaben, die den öffentlichen Raum so grundlegend umgestalten, können in Basel ohne die Unterstützung der Einwohnerschaft und vieler Interessengruppen kaum verwirklicht werden. Der Abriss eines so geschichtsträchtigen Gebäudes wie der Kaserne bedarf guter Argumente. Der Stadthafen ist inzwischen vom Tisch. Die Kaserne wird moderat umgebaut, wurde beschlossen.

Bild: Roger Thiriet (aus dem Arbeitszimmer fotografiert)

Bild2: Roger Thiriet (aus dem Arbeitszimmer fotografiert)

Bild2: Roger Thiriet (aus dem Arbeitszimmer fotografiert)

Etwas weiter oben am Rhein, aber noch immer auf der Kleinbasler Seite, zeichnete sich ein weiteres Grossprojekt ab – das inzwischen auch einer neuen Planung Platz machen musste. Der zurzeit erfolgreichere der beiden Basler Pharmagiganten hatte ursprünglich geplant, ein architektonisches Zeichen zu setzen, das den bereits viel diskutierten Messeturm bei Weitem in den Schatten gestellt hätte. 163 Meter hoch sollte ein neues Bürogebäude, das zukünftige Hauptgebäude des Konzerns werden. Die für Schweizer Verhältnisse grossen Dimensionen sind jedoch nur das Eine. Einen (zu dominanten?) städtebaulichen Akzent hätte der geplante Turm durch seine Gestaltung, die an eine Doppelhelix erinnert – passend zu den Ambitionen der Firma Roche wie auch des gesamten Wirtschafts- und Forschungsstandortes Basel – auf dem Gebiet der Life Sciences gesetzt.

helixrochDas teure Doppelhelix-Projekt wurde zugunsten einer ökonomischeren Variante verworfen und wächst nun Tag für Tag seiner geplanten Höhe von 175 Metern entgegen. (Hier ein Zwischenstand vom 08.04.2014) Es wird damit das höchste Gebäude der Schweiz und löst dereinst den zürcher Prime-Tower (126 m) ab. Die Entwicklung der Bauarbeiten wird in diesem kurzen Firmen-Video dokumentiert. Derzeit wird sogar ein zweiter, noch höherer Bau von der Roche geplant. Hier ein ausführlicher Bericht über das Projekt (englisch).

Die Sendung “Schweiz aktuell” mit einem Bericht vom 17.06.2014:

Anstelle des geplanten Doppelhelix Baus, wächst jetzt der Roche-Tower in die Höhe.

Ganz in der Nähe der Grossbaustelle, wo früher das alte Kinderspital stand, wurde eine herrschaftliche Wohnanlage aus dem Boden gestampft – die allerdings noch nicht vollständig bewohnt ist, wie ich in einem früheren Artikel beschrieben habe.

Neue Wohnsiedlung, wo einst das Kinderspital stand

Neue Wohnsiedlung, wo einst das Kinderspital stand

Aber verlassen wir nun das Kleinbasel, denn der unmittelbarste Konkurrent von Roche auf der andern Rheinseite schläft derweil nicht. Die Umnutzung und Eingliederung des Hafens St. Johann in den «Novartis-Campus» befindet sich in der Abschlussphase. Der Konzern verwandelt den Industriekomplex des St. Johann-Areals mit seinen Forschungs- und Produktionsstätten, Bürogebäuden und dem internationalen Hauptsitz in ein hochmodernes Forschungs-, Entwicklungs- und Managementzentrum. Am Rheinufer entstand (und entsteht) so ein «Campus des Wissens und der Innovation», wie einer Medienmitteilung zu entnehmen ist; «eine funktionale und ästhetische Arbeitsumgebung mit idealen Voraussetzungen für Kommunikation, Wissensaustausch und Zusammenarbeit». Mit diesem Projekt werden “rund 5000 teilweise neue Arbeitsplätze im St. Johann entstehen”, wie der Chemiegigant einst versprach.

Das vom international renommierten Basler Architekturbüro Diener & Diener entworfene Gebäude «Forum 3» wurde bereits am 23. Mai 2005 der Nutzung übergeben. «Mit seiner farbenreichen Glasmosaikfassade, einem tropischen Pflanzenhaus und einer imposanten  Wendeltreppe stellt das Gebäude einen spektakulären ersten Meilenstein des Campus dar», so die Bauherren. Ein Laborgebäude und das Besucherzentrum sind ebenfalls bereits erstellt. Der Ausbau des Campus wird noch weitere Jahre in Anspruch nehmen; einen Termin für eine definitive Fertigstellung des Areals kann noch nicht genannt werden. Der Rückbau des Hafens war 2009 vorgesehen und ab 2011 konnte dann auch ein neuer Rheinuferweg in diesem Gebiet eröffnet werden.

Dies war nur eine kleine Auswahl von Entwicklungen, die uns rund um den Rhein in den kommenden Jahren erwarten dürften. Inzwischen wird der Plan zu Rheinhatten kontrovers diskutiert und der Erweiterungsbau des Kunstmuseums – einen Steinwurf vom Rhein auf der Grossbasler Seite entfernt, nimmt Formen an. Der Rheinuferweg wurde vom Stimmvolk abgelehnt und wird wohl für Jahrzehnte in den Planungsschubladen der Stadtplaner verschwinden.- Und wer weiss, von wie vielen Projekten wir noch nichts wissen – Projekten in ferner Zukunft …

… aber vielleicht heute schon geträumt von Basler Kindern.

Basel, die Hochhausstadt der Zukunft. Artikel mit interaktiver Karte in der TagesWoche vom 26.01.2015

Wo Basel in die Höhe wächst. Artikel der Basler Zeitung vom 22.10.2014

Und zum Schluss noch ein Projekt eines Projekts. Ein Leuchtturm beim Dreiländereck:

Artikel der Basler Zeitung vom 19.05.2014 und von der Tageswoche vom selben Datum.

Und am 07.06.2014 titelt die Basler Zeitung: “Am Ende bleibt der Leuchtturm nichts als sein Traum” Artikel

Rainer Luginbühl

Journalist BR, Basel, Love what you do and do what you love