©Patrik Walde

Die Basler Rheinhäfen (Auhafen, Birsfelden, Kleinhüningen)

Der Ryyhaafe

Doo fahre Schlepper Koole aane –

Wie uff de Schiine d Yysebaane –

Und Waare wiider aabe.

Gseesch, wie die Grääne doo und deert,

wo me d Motoore suure heert,

in d Laadig sich vergraabe!

Das wuuseled, das däbbeled,

das dribbeled, das dräbbelet,

das isch e flyssig Lääbe,

stolz fliesst der Ryy em Norde zue:

„mir gfallt s, jetz haan i z schaffe, z due,

und frai mit draa dernääbe!“

Gustav Küry (1904–1961), 1957

Rheinhäfen bei Basel

Die Rheinhäfen beider Basel erstrecken sich über insgesamt mehrere Kilometer an vier Uferabschnitten der beiden Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft. In den letzten Jahren hat sich das Gesicht dieser Anlagen dramatisch verändert – und wird es weiter tun. Lange wurde diskutiert, wie man die Häfen den Anforderungen der Zukunft anpassen könnte; dann war es klar: Die Rheinhäfen bei Basel werden eine gemeinsame Zukunft haben und fusionieren. Dabei sollte es teilweise zu einer kompletten Neugestaltung der Anlagen kommen. Hier eine Zeitachse zur Umgestaltung der Anlagen.

Im Juni 2007 wurde die Rheinhafenfusion vom Baselbieter Stimmvolk klar, mit 81 Prozent Ja- gegen 19 Prozent Nein-Stimmen angenommen. Seit Jahren bestanden Bestrebungen, die Rheinhäfen beider Basel zusammenzulegen und brachliegende Teile der Häfen anderen Bestimmungszwecken zuzuführen. Besonders die in der Stadt Basel liegenden Gebiete sind attraktive Plätze für alternative Verwendungszwecke. Gegen eine Verlagerung der Häfen, hauptsächlich in die beiden Häfen Birsfelden und Auhafen ausserhalb der Stadt, wehrte sich die basel-landschaftliche Bevölkerung aus Angst vor zusätzlichem Schwerverkehr auf ihren Strassen, von den Häfen bis zu den Autobahneinfahrten gleich nebenan. Mit der Abstimmung vom Juni 2007 wurden die Weichen gestellt. Der Rheinhafen St. Johann hat seinen Platz geräumt und dem Projekt «Campus» der Novartis Platz gemacht. Und mit dem erwähnten Entscheid der Stimmbürger werden die Baselbieter Häfen Birsfelden und Auhafen bei Schweizerhalle mit dem Basler Hafen Kleinhüningen zusammengelegt.

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Entschieden ist auch, dass die Häfen als öffentlich-rechtliche Gesellschaft «Schweizerische Rheinhäfen» auftreten und ihren Sitz in Birsfelden haben. Die Direktion hat ihren Sitz in Basel. In einem Interview mit der Basler Zeitung zeigte sich der damalige Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft, Rudolf Feierabend, sehr zufrieden mit dieser Lösung und prophezeite den Rheinhäfen gar eine goldene Zukunft: «Der Güterverkehr wird weiterhin zunehmen, insbesondere die Häfen wird es als Verkehrsträger verstärkt brauchen.» Das Abstimmungsresultat stimmte damals auch Martin Dätwyler von der Handelskammer beider Basel zuversichtlich: «Damit haben wir gute Chancen, auch im internationalen Wettbewerb mithalten zu können.» Weitere Stimmen der Befürworter der Fusion der Häfen meinten, man werde auch im Baselbiet von diesem Entscheid profitieren, das Abstimmungsergebnis sei ein Bekenntnis zu gemeinsamen Lösungen zwischen den beiden Kantonen und ermögliche ein besseres Auftreten beim Bund. Ein neues Kapitel in der Geschichte der Häfen wurde eingeleitet. Nun liege es an der Landesregierung, die weiteren Schritte einzuleiten, sagten sowohl die Befürworter als auch die Gegner nach diesem Verdikt.

«Das Wasser des Rheins wird zum Transport von Gütern und Personen genutzt, seit Menschen an seinen Ufern siedeln.» So beginnt Barbara Lüem ihr Buch «Heimathafen Basel», das 2003 im Christoph Merian Verlag erschienen ist. Sie beschreibt darin die Anfänge der Schweizer Rheinschifffahrt, die erste nationale Reederei, den Bau der Hafenanlagen, das Leben auf dem Rhein und hoher See, und sie stellt – neben vielen anderen Details zum Heimathafen Basel – die Berufsleute rund um das Geschäft der Binnen- und Hochseeschifferei aus Basler Sicht vor: «Die Rheinschifffahrt bei Basel ist seit der Römerzeit belegt. Im Mittelalter organisierten sich die Basler Rheinschiffer zünftisch, und auf den sieben Weltmeeren segelten Schweizer Kaufleute schon im 19. Jahrhundert mit eigenen Schiffen. Eine nationale schweizerische Schifffahrt mit staatlicher Rückendeckung aber entstand auf dem Rhein und auf See erst im 20. Jahrhundert», schreibt sie weiter. Barbara Lüem ist während zweier Jahre der Geschichte und Kultur der Schweizer Rhein- und Hochseeschifffahrt nachgegangen und hat ihre Recherchen zu einem faszinierenden Dokument dieser ganz speziellen Welt verarbeitet. Die Ethnologin beschreibt die Anfänge der Schweizer Rheinschifffahrt und zeichnet ein Porträt des unermüdlichen Kämpfers für den Basler Hafen, Rudolf Gelpke. Hier wollen wir Ihnen die Basler Rheinhäfen vorstellen, wie sie sich am Anfang des 21. Jahrhunderts präsentieren.

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Die Grundlage für den freien Zugang der Schweiz zum Meer bildet die sogenannte «Mannheimer Akte» von 1868 (revidiert 1963). Sie gewährt der Schweiz im ganzen Rheinstromgebiet und teilweise darüber hinaus volle Verkehrsrechte. So gilt der Rhein von der Mündung bis zur Mittleren Brücke in Basel als internationales Gewässer. Die Rheinhäfen beider Basel bilden heute die grösste Verkehrsplattform der Schweiz. Sie verbinden die Schweiz mit dem europäischen Wasserstrassennetz und damit auch mit den Nordseehäfen Rotterdam, Antwerpen und Amsterdam.

Heute werden etwa 15 Prozent des gesamten schweizerischen Aussenhandels über die Basler Rheinhäfen abgewickelt. Jährlich werden rund 9 Millionen Tonnen umgeschlagen. Im Laufe der Jahre haben sich die Basler Rheinhäfen zu einem der wichtigsten europäischen Binnenhäfen entwickelt. Die Binnenschifffahrt ist nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch volkswirtschaftlich interessant: In den EU-Ländern werden jährlich gegen 500 Millionen Tonnen mit einer Verkehrsleistung von 100 Milliarden Tonnenkilometern durch die Binnenschifffahrt abgewickelt, informiert die Rheinschifffahrtsdirektion. Mit den ökonomisch und ökologisch vorteilhaften Binnenschiffen werden nicht nur Massengüter, wie flüssige Treib- und Brennstoffe, Getreide, Sand und Kies etc., sondern in vermehrtem Masse Container befördert. Diese Binnenhäfen stellen die wichtigste Drehscheibe des Im- und Exports der Schweiz dar. Die Transportleistung für die Schweiz beträgt rund 5 Milliarden Tonnenkilometer, was mehr als der Hälfte der von der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) jährlich erbrachten Güterverkehrsleistung entspricht. Und noch ein paar beeidruckende Zahlen: 30-40 Prozent des jährlichen Mineralölverbrauchs der Schweiz wird über Lieferungen über die Rheinhäfen abgedeckt. Die Rheinhäfen beider Basel haben eine Gesamtfläche von über 1,3 Quadratkilometern. Alle vier Häfen sind optimal an das europäische Strassen- und Schienennetz angebunden; im Einzelnen sind das folgende Häfen, angefangen zuoberst:

Auhafen Muttenz

Im linksrheinischen Auhafen Muttenz werden besonders flüssige Treib- und Brennstoffe umgeschlagen und gelagert. Ferner dient dieser Hafen dem Verkehr mit Speiseöl sowie Dünger, Tonerde, Getreide und anderen Trockengütern. Eine Spezialität bildet die Bearbeitung von Schwergut. Der Auhafen im Kanton Basel-Landschaft ist ein Teil der Birsfelder Hafenanlagen, befindet sich jedoch auf dem Gemeindegebiet von Muttenz. Er wurde zwischen 1937 und 1940 erstellt und ist seither mehrfach erweitert worden.

Rheinhafen Birsfelden

Der linksrheinische Hafen Birsfelden ist auf den Umschlag und die Lagerung von flüssigen Treib- und Brennstoffen sowie von Trockengütern spezialisiert. Der Hafen im Kanton Basel-Landschaft befindet sich im Gemeindegebiet von Birsfelden. Er wurde gleichzeitig mit dem Auhafen zwischen 1937 und 1940 erstellt und seither mehrfach erweitert. Dieser Hafen ist auf den Umschlag und die Lagerung von flüssigen Treib- und Brennstoffen sowie von Trockengütern spezialisiert.

Rheinhafen St. Johann (inzwischen zurückgebaut)

Der linksrheinische Hafen St. Johann ist der älteste der vier Rheinhäfen. In diesem Hafen werden vor allem Getreide und sonstige Trockengüter umgeschlagen und gelagert. Der Rheinhafen St. Johann ist die älteste Hafenanlage der Stadt Basel am Rheinkilometer 168,0 auf der linken Rheinseite; er wurde zwischen 1906 und 1911 erbaut. 1935 folgte eine grössere Erweiterung. Gleich hinter dem Gelände befinden sich grosse chemische Fabriken und direkt unterhalb die Landesgrenze zwischen der Schweiz und Frankreich.

Rheinhafen Kleinhüningen (wird zurückgebaut)

Der Hafen liegt im Basler Wohnviertel Kleinhüningen auf der Kleinbasler (rechten) Rheinseite beim Dreiländereck Schweiz/Deutschland/Frankreich, gegenüber dem Hafen St. Johann, mit den Hafenbecken I und II und einem sogenannten Wendebecken. Der Hafen Kleinhüningen verfügt über drei Containerterminals. Im Kleinbasler Hafen werden aber auch klassische Trockengüter wie z.B. Stahl, Aluminium, Buntmetalle sowie flüssige Treib- und Brennstoffe umgeschlagen und gelagert. Kleinhüningen ist der Sitz der Rheinschifffahrts- und Patentprüfungsbehörde und Heimathafen der Basler Personenschifffahrt. Daneben ist Basel seit dem 9. April 1941 offizieller Heimat- und Registerhafen der Schweizerischen Hochseeschifffahrt.

Die aktuellen Statistiken zum gesamten Schiffsgüterverkehr sind der Webseite der Rheinschifffahrtdirektion www.portofbasel.ch zu entnehmen.
Auf der Suche nach Ersatzstandorten für den Hafen St. Johann formierte sich eine breite Opposition gegen die Belegung des Klybeckquais mit neuen Hafeninfrastrukturen. Stattdessen konnten andere Lösungen im Auhafen-Muttenz und im Hafen Kleinhüningen (am Hafenbecken 2) gefunden werden, sodass für den Klybeck- und Westquai neue Entwicklungen denkbar wurden. Hier die Webseite zur Hafen-Stadt Basel.
Der Rhein, als Lebensader am Schnittpunkt zwischen Schweiz, Frankreich und Deutschland, könnte mit einer Urbanisierung zu einem attraktiven Wohn-, Kultur- und Dienstleistungsort werden. Hafenentwicklung und Stadtentwicklung müssen dabei aufeinander abgestimmt werden. Hier die Webseite des Kantons zur Hafenentwicklung.
 
Bundesrätin Doris Leuthard sagte anlässlich des Hafenfestes 2014, dass für den Hafenausbau nicht nur Basel, sondern auch Weil am Rhein weiterhin geprüft werde. In Deutschland könnten die Güter möglicherweise günstiger verladen werden als in der Schweiz. Hier der Artikel der Basellandschaftlichen Zeitung vom 14.09.2014

Als Anfang 1900 die Dampfschifffahrt aufkam, musste eine Lösung her: der Bau des Hafens St. Johann im Jahr 1906. Dieser bot die nötigen Anlagen und legte den Grundstein für die Umschlagsplattform Basel. Eine Geschichte über die Geschichte des Hafens von baseljetzt vom 03.06.2023

Hafenfest vom 2. – 4. Juni 2023

Artikel der NZZ vom 08.10.2013

Auszug aus einem Artikel der Basler Zeitung vom2.03.2014:

Bewährungsprobe für Hafenpläne

Bundesrat muss in Standortfrage Position beziehen – Behörde prüft Ausbau in Weil am Rhein

Von Patrick Griesser

Basel. Der geplante Hafenausbau in Basel Nord steht vor einer Belastungsprobe. Lange Zeit sah es nämlich nach einem reibungslosen Durchmarsch für das Containerterminal samt neuem Hafenbecken in Kleinhüningen aus, jetzt kommt das Projekt gleich von zwei Seiten unter Druck. Mittlerweile ist sogar der Bundesrat gefragt, ob die Anlage überhaupt am richtigen Standort vorgesehen ist? In einer am Donnerstag eingereichten Interpellation formuliert Nationalrat Ulrich Giezendanner (SVP) diese und weitere kritische Fragen, etwa zur Trägerschaft und der Beteiligung privater Unternehmen am Betrieb des Terminals, das Strasse, Schiene und Wasserweg beim Containerumschlag verknüpfen soll.

Doch das ist nicht die einzige kritische Prüfung für die Terminalpläne. Das Bundesamt für Verkehr hält Ausschau nach einem alternativen Standort für den Güterumschlag und blickt dabei auch über die Grenzen hinaus. Ein entsprechendes Gespräch zwischen dem Weiler Oberbürgermeister Wolfgang Dietz und BAV-Vertretern ist Gegenstand einer weiteren Interpellation, die der Baselbieter Ständerat Claude Janiak (SP) vor Kurzem eingereicht hat.

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Rainer Luginbühl

Journalist BR, Basel, Love what you do and do what you love