Kaserne Basel

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Mit dem Kasernenareal, im Kleinbasel direkt am Rhein gelegen, wurde schon vieles versucht – und wieder verworfen. Und bereits gibt es neue Pläne für eine völlige Umgestaltung des Areals. Seit den 1960er Jahren gilt die Kaserne als Stiefkind der Stadtplaner. Einen kurzen Rückblick zur Nutzung der vergangenen Jahre beginnen wir bei der Gegenwart:

Die Umgebung der Kaserne bietet eine hervorragende Bühne für das Marschmusikfestival «Tattoo», das seit 2005 auf dem Kasernenareal ausgetragen wird. Der Zapfenstreich nach englischem Vorbild begeisterte bei seiner Premiere in der Arena des Kasernenhofs tausende von Zuschauern. Die Organisatoren um die Basler Trommelvirtuosen «Top Secret Drum Corps» fanden mit der Kaserne am Rhein die ideale Kulisse für ihren Event. Der Platz wird allerdings seit den 1960er Jahre nicht mehr militärisch genutzt, sondern hat sich zum Schauplatz für alternative Kulturereignisse gewandelt, wird während der Herbstmesse zum Spielplatz der verrücktesten Fahrgeschäfte, ist Schulareal, Erholungspark mit «Multikulti»-Atmosphäre und eine Mosche gehört auch in den Gebäudekomplex (ein Umzug ist aber derzeit in Planung). Eine Vielfalt von Nutzungen, die dem Kleinbasel alle Ehre macht. Und doch seit Jahrzehnten ein immer widerkehrendes Thema bleibt.

Blenden wir doch zurück, an den Anfang, als hier vor langer Zeit ein Kloster gegründet wurde: Das «Klingental-Kloster». Sein Name stammt vom Gönner der Nonnengemeinschaft, dem Minnesänger und Ritter Walther von Klingen, der das Kloster ursprünglich 1256 als Gründungsstifter in Wehr (Baden-Württemberg) angesiedelt hatte und später ins Kleinbasel verlegen liess. Nach der Eröffnung des Klosters «Klingental», 1274, erweiterten die Dominikanerinnen das Nonnenkloster um eine gotische Kirche, die 1293 eingeweiht wurde. Ein Modell der gesamten Klosteranlage, wie sie um 1510 ausgesehen haben mag, ist im «Museum Kleines Klingental» zu besichtigen, das sich seit 1938 im Gründungsbau des Klosters befindet. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert wurde die Anlage aufgehoben und kam in den Besitz der Stadt, welche die Gebäude zunächst als Magazin nutzte.

Von 1860–1863 wurde vom Architekten Johann Jakob Stehlin die heutige Kaserne anstelle des Klosters Klingental gebaut. Aber bereits einhundert Jahre später, 1964, verliess das Militär das Klingental wieder. Die leerstehenden Gebäude wurden von Künstlern übernommen, denen die Ateliers von der Besitzerin, der Basler Bürgergemeinde, vermietet wurden. Schon damals, in den 1960er Jahren, war man sich nicht einig, wie man den Platz gestalten wollte. 1966 wurde das rund 2,1 ha grosse Areal der Einwohnergemeinde Basel übertragen und seit 1969 werden Teile der Kaserne auch als provisorische Schule genutzt.

1980 entstand in einem Teil der Anlage eine von türkischen Moslems initiierte Moschee. Im gleichen Jahr zog die «Kulturwerkstatt», ein typischer Betrieb des kulturellen Aufbruchs der 80er Jahre, in die ehemaligen Stallungen und in die Reithalle der Kaserne ein. Als Mehrspartenbetrieb setzten die Veranstalter ihre meist alternativ ausgerichteten Schwerpunkte in den Bereichen Tanz, Musik und Theater. Ebenfalls 1980 erhielt ein Warenhaus die Erlaubnis für ein Provisorium, das bis 1984 bestand.

1987 wurde an der Urne der Plan eines unterirdischen Parkhauses  von den Stimmbürgern abgelehnt; ein Jahr später wurde ein Wettbewerb zur Neugestaltung des Kaserneareals ausgeschrieben. Wegen Finanzmangels kam das Siegerprojekt aber nie zur Ausführung. 1988 wurde das Kasernenareal erstmals während der Herbstmesse als Spielort genutzt. 2006 stellte der Architekt Werner Abt seine Pläne eines Stadthafens vor; Basel könne so seinem Ruf als Hafenstadt besser gerecht werden, meinte der Initiant. 

Mit einem luftigen Entwurf hat das junge Basler Architekturbüro Focketyn del Rio studio den Projektwettbewerb für sich entschieden. Gastrobetriebe und Kreativwirtschaft sollen künftig Leben in die Bude bringen – und eine Verbindung zum Rhein und zum Quartier schaffen.

Webseite der Kaserne Basel.

Webseite der Weiterentwicklung des Kasernenareals.

Als die Denkmalpflege die Kaserne Basel abreissen wollte

Bis die ehemalige Militärkaserne ihre Bestimmung als Kulturstandort fand, brauchte es einige stadtplanerische Anläufe. BZ vom 09.04.2022

 

Rainer Luginbühl

Journalist BR, Basel, Love what you do and do what you love