Künstliche Intelligenz in der Schule: Eine neue Ära des Lernens

Vom Enttarnen bis zum Einsatz: Der Wandel der KI in Schweizer Schulen

Vor einem Jahr standen Schweizer Schulen vor einer Herausforderung, die so neu wie komplex war: Die Entlarvung von KI-generierten Texten. Mit der rasanten Entwicklung von KI-Tools wie ChatGPT war eine Welle der Besorgnis über die Bildungslandschaft hereingebrochen. Lehrkräfte und Bildungsverantwortliche sahen sich mit der Frage konfrontiert, wie die Authentizität von Schülerarbeiten gewährleistet werden kann, wenn diese von einer Künstlichen Intelligenz verfasst sein könnten.

Ein Jahr später hat sich das Blatt gewendet. Der Fokus liegt nicht mehr ausschliesslich auf der Entdeckung von KI-Texten, sondern vielmehr auf der Frage, wie diese Technologien zum Vorteil der Lernenden eingesetzt werden können. Schulen erkennen zunehmend das Potenzial von KI als Werkzeug zur Unterstützung personalisierter Lernwege und zur Verbesserung der Bildungsqualität.

Die Suche nach dem perfekten Tutor-Tool

Die Herausforderung besteht nun darin, effektive Tutor-Tools zu identifizieren, die den individuellen Bedürfnissen der Schüler entsprechen, ohne dabei ihre kritische Denkfähigkeit und Eigenständigkeit zu untergraben. Dies eröffnet eine neue Ära der Technologieintegration im Bildungswesen, in der das Potential der KI voll ausgeschöpft und gleichzeitig verantwortungsvoll genutzt wird.

Die Website der pädagogischen Hochschule Schwyz bietet eine umfassende Analyse zu ChatGPT und dessen Einfluss auf Bildung. Themenschwerpunkte sind die allgemeine Einordnung von ChatGPT als Teil einer langfristigen technologischen Entwicklung, seine technischen Aspekte, gesellschaftliche Auswirkungen und spezifische Bedeutung für Schulen. Die Inhalte umfassen technische Perspektiven, wie ChatGPT als Schritt in einer längeren Entwicklung von Sprachmodellen, seine Grenzen und Potenziale sowie gesellschaftliche und schulische Perspektiven, einschliesslich des Einsatzes von Textgeneratoren im Unterricht und deren Auswirkungen auf Lehrmethoden und Schülerleistungen. Ergänzend gibt es Hinweise auf Publikationen anderer Hochschulen, Bildungsbehörden und Organisationen zu ähnlichen Themen.

Gute Quellen zum Thema

Professor Beat Döbeli, Leiter des Instituts für Medien und Schule an der Pädagogischen Hochschule Schwyz.

Interview

Die Herausforderungen für Schulen in der Schweiz in Bezug auf Wissensvermittlung, Künstliche Intelligenz (KI) und psychische Gesundheit können wie folgt zusammengefasst werden:

1. Integration von KI in Lehrpläne: Schulen müssen KI-kompatible Lehrpläne entwickeln, die sowohl den technischen Aspekten von KI gerecht werden als auch ethische, gesellschaftliche und berufliche Implikationen berücksichtigen. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und Ressourcenallokation.

2. Lehrerfortbildung und -kompetenzen: Lehrkräfte müssen in der Lage sein, KI-Technologien zu verstehen und effektiv im Unterricht einzusetzen. Gezielte Fortbildungsprogramme sind erforderlich, um Lehrern das notwendige Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln.

3. Datenschutz und Datensicherheit: Mit der zunehmenden Nutzung von KI-Systemen in Schulen wächst die Bedeutung des Datenschutzes und der Datensicherheit. Schulen müssen sicherstellen, dass persönliche Daten von Schülern und Lehrern geschützt sind und die Nutzung von KI-Systemen datenschutzkonform erfolgt.

4. Chancengleichheit und Zugänglichkeit: Alle Schüler sollten unabhängig von ihrem sozioökonomischen Hintergrund Zugang zu KI-basierten Lernressourcen haben. Schulen müssen Strategien entwickeln, um eine gleichberechtigte Teilhabe und Zugänglichkeit zu gewährleisten.

5. Kritische Auseinandersetzung mit KI: Neben der technischen Nutzung von KI müssen Schulen auch eine kritische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von KI auf die Gesellschaft fördern. Dies beinhaltet Themen wie Ethik, Bias in KI-Systemen und die gesellschaftlichen Auswirkungen der Automatisierung.

6. Auswirkungen von KI auf das Sozialverhalten der Schüler: Die zunehmende Interaktion mit KI-Technologien kann das soziale Verhalten und die zwischenmenschlichen Fähigkeiten der Schüler beeinflussen. Schulen müssen darauf achten, dass der Einsatz von KI im Unterricht nicht zu einer Vernachlässigung sozialer Interaktionen und der Entwicklung von sozialen Kompetenzen führt.

7. Digitaler Stress und Überlastung: Die konstante Nutzung digitaler und KI-gestützter Tools kann zu digitaler Überlastung und Stress bei Schülern führen. Schulen müssen Strategien entwickeln, um ein gesundes Gleichgewicht zwischen digitalen Aktivitäten und Offline-Zeiten zu fördern und den Schülern Bewältigungsstrategien für digitalen Stress zu vermitteln.

8. Förderung der Medienkompetenz: Medienkompetenz ist nicht nur technisch, sondern auch psychologisch wichtig. Schulen sollten Schüler darin unterrichten, wie sie digitale Medien und KI-Technologien verantwortungsvoll nutzen, um negative Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit zu vermeiden.

9. Aufklärung über Cybermobbing und Datenschutz: Mit der zunehmenden Online-Präsenz steigt auch das Risiko von Cybermobbing und Datenschutzverletzungen. Schulen müssen Schüler über die Risiken aufklären und präventive Massnahmen sowie Unterstützungsangebote bereitstellen.

10. Unterstützung bei der Nutzung von KI für psychische Gesundheit: Schulen könnten KI-Tools nutzen, um das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit der Schüler zu fördern, z. B. durch KI-basierte Anwendungen zur Stressbewältigung oder Programme zur Förderung der emotionalen Intelligenz. Es ist jedoch wichtig, dass solche Anwendungen ethisch einwandfrei und unter Berücksichtigung des Datenschutzes genutzt werden.

Gibt es eigentlich eine Taskforce zum Thema KI in der Schweiz? Wer berät den Bundesrat? Wie setzt sich diese Gruppe zusammen? Gibt es Gruppen, die sich nur dem Thema Schule und Bildung widmen? Wahrscheinlich mehrere? Wann gibt es Richtlinien, Leitfäden, Roadmaps? Hinweise sind willkommen! Wo sind die Leuchttürme, welche die Öffentlichkeit umfassend beraten können? Es braucht da vertrauenswürdige Köpfe (wie Thomas Zurbuchen für die ETH).

Rainer Luginbühl

Journalist BR, Basel, Love what you do and do what you love