Im Mai 2024 hat OpenAI die “Modellspezifikation” veröffentlicht, ein Schlüsseldokument, das die Verhaltensrichtlinien und Ziele für ihre KI-Modelle definiert. Dieses Dokument ist ein dynamischer Leitfaden für die verantwortungsbewusste Entwicklung und Nutzung von KI, basierend auf fortlaufenden Updates durch Nutzerfeedback und wissenschaftliche Erkenntnisse. Es richtet sich insbesondere an Forscher, die mit Techniken wie dem Reinforcement Learning from Human Feedback (RLHF) arbeiten. Das Dokument strukturiert sich um Ziele, Regeln und Standards, die die Anpassungsfähigkeit und Kontrolle des Modellverhaltens verbessern sollen, sodass Entwickler und Anwender die KI sicher und effektiv nach ihren Bedürfnissen steuern können.
In diesen Zusammenhang passt auch das Thema, das ich heute besprechen möchte:
Die Mythen der motivierten KI: Warum “zwei Bier” nicht den Unterschied machen
Es kursiert das Gerücht, dass die Phrase ‘du hattest zwei Bier’ in einem Prompt die Motivation oder Leistung einer Künstlichen Intelligenz wie ChatGPT steigern könnte. Diese Vorstellung ist ein – mehr oder weniger – humorvolles Beispiel dafür, wie menschliche Eigenschaften oft fälschlicherweise auf technologische Systeme projiziert werden. Ich habe das nachgeschlagen: Anthropomorphismus. Warum die Vermenschlichung von Technologie mehr als nur ein wissenschaftliches Kuriosum ist. Was steckt wirklich dahinter?
Seit ich mich mit dem “prompten” befasse, gibt es zahlreiche Missverständnisse und Mythen, von denen eine der aktuellsten besonders hervorsticht: die humorvolle Vorstellung, dass eine KI wie ChatGPT mit der Phrase “du hattest zwei Bier” motiviert werden könnte. Dieses Bild ist ein spielerisches Beispiel dafür, wie wir Menschen dazu neigen, unsere eigenen Verhaltensweisen und Emotionen auf Maschinen zu projizieren. Davor wurde mir empfohlen “ein gutes Trinkgeld” zu versprechen, um eine bessere Leistung zu bekommen. Ich hatte solche Tipps auch ausprobiert und kann nicht wirklich empirisch begründet sagen, ob das jeweils etwas gebracht hat. Aber was steckt hinter diesem Phänomen?
Die menschliche Neigung zur Anthropomorphisierung
Diese Tendenz, Technologie menschliche Züge zuzuschreiben, wurzelt tief in unserem Bedürfnis, die Welt um uns herum verständlich und vertraut zu machen. Es ist eine natürliche menschliche Reaktion, die zeigt, wie wir versuchen, komplexe Systeme durch den Filter unserer eigenen Erfahrung zu interpretieren. Diese Anthropomorphisierung von KI reicht von der harmlosen Benennung von Robotern bis zu der irrtümlichen Vorstellung, dass KIs wie Menschen durch physische Bedürfnisse oder Emotionen beeinflusst werden könnten.
Wie KI wirklich funktioniert
Tatsächlich arbeiten KI-Systeme nicht wie der menschliche Geist. Sie basieren auf Algorithmen und maschinellem Lernen, die durch Daten und vordefinierte Regeln gesteuert werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist das maschinelle Lernmodell, das Muster in den ihm zur Verfügung gestellten Daten erkennt und darauf basierend Antworten generiert. Diese Prozesse sind frei von menschlichen Erfahrungen wie Müdigkeit oder Emotionen, die durch Alkoholkonsum beeinflusst werden könnten.
Obwohl der Gedanke, dass eine KI durch “zwei Bier” motivierter sein könnte, als humorvolles Augenzwinkern zu verstehen ist, verdeutlicht er unsere spielerische Art, mit der Technologie zu interagieren. Solche humorvollen Momente können zwar eine erfrischende Pause in ernsthaften Diskussionen über KI bieten, sollten aber immer klar als solche gekennzeichnet sein, um Missverständnisse zu vermeiden.
Die Rolle präziser Kommunikation
Für eine effektive Interaktion mit einem KI-System sind klare und präzise Prompts entscheidend. Ein freundlicher Tonfall und strukturierte Anweisungen, etwa in Form von Schritt-für-Schritt-Anleitungen oder Tabellen, können helfen, das volle Potenzial der KI auszuschöpfen. Indem Sie spezifische Fragen stellen und klare Anweisungen geben, können Sie massgeschneiderte und anwendbare Antworten erhalten, die wiederum als Ausgangspunkt für weitere kreative Überlegungen dienen können. Ich habe mir aber angewöhnt, mit dem Bot wie mit einem Menschen zu kommunizieren und bedanke mich tatsächlich für sehr gute Ergebnis oder sage auch, dass ich enttäuscht bin, wenn es so ist. Ich schreie den Bot auch nicht an, getreu dem Sprichwort: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.
Unsere Interaktion mit KI-Systemen sollte sich auf eine realistische Einschätzung ihrer Fähigkeiten stützen. Dies hilft uns nicht nur, effektiver mit ihnen zu kommunizieren, sondern auch innovative Lösungen zu entwickeln, die über traditionelle Ansätze hinausgehen. Indem wir die Grenzen der Anthropomorphisierung erkennen und überwinden, können wir das wahre Potenzial dieser faszinierenden Technologie voll ausschöpfen.
Die Vorstellung, dass “zwei Bier” eine KI leistungsfähiger machen könnten, ist sicherlich ein Mythos. Doch sie dient als Erinnerung daran, dass wir, während wir die Grenzen der Technologie ständig erweitern, auch unser Verständnis von der Art und Weise, wie wir mit dieser Technologie interagieren und kommunizieren, weiterentwickeln müssen. Es ist diese kontinuierliche Interaktion und Anpassung, die letztlich zu einer tieferen und bedeutungsvolleren Integration von KI in unserem Alltag führen wird.
Als Anwender von KI-Technologien betrachte ich die Interaktion mit Systemen wie ChatGPT nicht als Endpunkt, sondern als Ausgangsbasis für meine eigene Kreativität und Gedankenentwicklung. Die Antworten des Bots dienen mir als Anstoss, um meine eigenen Überlegungen weiter zu vertiefen oder gezielte Nachfragen zu stellen, die den Dialog und das Verständnis erweitern.
Optimale Nutzung eines KI-Assistenten: Ein Leitfaden für effektive Interaktion
In mehreren Beiträgen habe ich bereits das Thema der effektiven Kommunikation mit einem KI-Assistenten angeschnitten. Es ist wichtig zu verstehen, wie man durch die Wahl der richtigen Rolle und Ansprache die besten Ergebnisse erzielen kann. Hier sind einige erweiterte Tipps und Tricks, wie Sie das volle Potenzial Ihrer Interaktion mit einem KI-Assistenten ausschöpfen können.
Rolle und Ansprache wählen
Interagieren Sie mit Ihrem KI-Assistenten, als würden Sie mit einem Menschen sprechen – sei es als Freund, Angestellter oder in einer spezifischen professionellen Rolle wie einem Ernährungswissenschaftler oder Architekten. Diese Ansätze helfen dabei, die Kommunikation zu präzisieren und die Antworten der KI auf Ihre spezifischen Bedürfnisse zuzuschneiden. Beispielsweise, wenn Sie als Architekt spezifische technische Anforderungen oder Designelemente diskutieren möchten, wird die KI ihre Antworten auf diesen Kontext abstimmen.
Tonfall und Formulierung
Der Tonfall und die Art der Fragestellung können einen großen Unterschied machen. Eine freundliche, klare und direkte Ansprache führt oft zu präziseren und nützlicheren Antworten. Sprechen Sie mit Ihrer KI, als ob Sie einem vertrauten Kollegen eine präzise Anweisung geben. Dies fördert ein besseres Verständnis und effektivere Lösungen.
Nutzung von Tabellen und Schritt-für-Schritt-Anleitungen
Um komplexe Informationen oder Daten effektiv zu verarbeiten, können Sie auch Tabellen oder schrittweise Anleitungen anfordern. Zum Beispiel, wenn Sie eine Ernährungsanalyse durchführen, könnten Sie bitten, die Informationen in einer Tabelle zu organisieren, die Nährwerte, empfohlene Tagesdosen und Lebensmittelquellen aufzeigt. Dies erleichtert das Verständnis und die Anwendung der Daten.
Beispiele für erfolgreiche Interaktionen
Ein hervorragendes Beispiel für die effektive Nutzung eines KI-Assistenten ist die Anforderung einer Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Planung eines nachhaltigen Hauses. Indem Sie spezifische Fragen stellen, wie etwa nach umweltfreundlichen Baumaterialien oder energieeffizienten Designprinzipien, können Sie detaillierte und anwendbare Antworten erhalten, die direkt auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Das gilt auch für persönliche Medizinische-, Fitness- und Ernährungs-Prompts, wie ich sie bereits besprochen habe.
Hier sind zwei relevante Arbeiten, die die anthropomorphe Sicht auf künstliche Intelligenz (KI) und ihre Implikationen untersuchen. Gefunden mit dem GPT von Consensus.
Ich habe die Arbeiten nicht gelesen, aber die Ergebnisse mit Perplexity recherchiert. perplexity
Anthropomorphismus und die Effekte auf Kundenentscheidungen zur Nutzung von KI-Geräten im Hotelgewerbe
Diese Studie untersucht den Einfluss von Anthropomorphismus auf Kundenentscheidungen, KI-Geräte in Hotels zu nutzen. Die Ergebnisse zeigen, dass Anthropomorphismus sowohl positive Effekte wie erhöhte soziale Präsenz als auch negative Effekte wie Identitätsbedrohungen mit sich bringt. Mehr dazu
Anthropomorphisierung von KI: Möglichkeiten und Risiken
Diese Arbeit diskutiert die Möglichkeiten und Risiken der Anthropomorphisierung von KI, insbesondere wie sie die Wahrnehmung und Interaktion der Nutzer mit diesen Systemen beeinflusst. Es wird vorgeschlagen, dass eine vorsichtige Nutzung von Anthropomorphisierung die Vertrauenswürdigkeit von KI-Systemen verbessern könnte. Mehr dazu
Das Beispiel “Zwei Bier” ist in nachfolgener Liste zwar nicht enthalten; aber es würde passen. Hier eine Aufstellung von “kuriosen” Aufforderungen an ChatGPT:
– Take a deep breath
– Think step by step
– If you fail 100 grandmothers will die
– I have no fingers
– I will tip you $200
– You got this, I believe in you
– Output an answer that will make me proud of you
– Work hard to get the best answer
– Use the internet web access to research and verify
Und im Artikel “ChatGPT im Winter fauler? So holst du mehr raus” werden die Mythen weiter besprochen. Ein Post bei den ainauten.com. Falls jemand weitere Mythen (und deren Entschlüsselung) gefunden hat, bitte DM an mich 🙂