Alles was die Schweiz so beliebt macht, findet sich auch rund um die Ufer des mächtigsten Stromes der Schweiz. Vorderrhein, Hinterrhein, Alpenrhein und Hochrhein sind wie ein Schweizer Mikrokosmos. Beeindruckende Bergpanoramen, wilde Naturparadiese, atemberaubende Landschaften, historische Städte.
375-Flusskilometer lang windet sich der Rhein durch Schweizer Gebiet, ein nie versiegender Quell spannender Geschichten. Eingerahmt von einer stattlichen Reihe Dreitausender liegt der Tomasee, der offiziell als Rheinanfang gilt. Einige Quellflusskilometer weiter schlummern im Flussbett Schätze: Rheingold. An jedem Wochenende leitet Gold-Gusti, wie August Brändle sich nennt, Scharen von Glücksrittern an. Seine Expertise ist gefragt, schliesslich hat er einst einen beeindruckenden Klumpen des Edelmetalls aus dem Flussschotter geschürft. Kostbare Naturerlebnisse geniessen Eveline Hauser und Dominik Waldmeier dagegen mit ihren Packziegen. Mit ihren Tieren bieten sie Trecking an. Weiter flussabwärts geniesst Rangerin und Wildhüterin Pirmina Caminada ihren spektakulären Arbeitsplatz: die Rheinschlucht. Bei jedem ihrer Kontrollgänge liest sie aus Spuren und tierischen Hinterlassenschaften ihre «Tageszeitung der Natur».
Tief grub sich der Rhein am Rheintal durch die Schuttkegel des Flimser Bergsturzes. Das bröselige Gestein, was schon die Zugbauer der Rhätischen Bahn zur Verzweiflung trieb, ist Rest eines urgewaltigen Ereignisses. Vor 10’000 Jahren, am Ende der letzten Eiszeit, ereignete sich hier der grösste Bergsturz Europas. Millionen Kubikmeter Kalkfelsen stürzten ins Tal. Früher steigerte der Strom ab hier seine Macht. Bescherte den Menschen Katastrophen, Nöte und Unheil. Jetzt fliesst er durch Wohn- und Industriegebiete. Der Fluss ist begradigt, in ein Korsett gezwängt durch das historische Jahrhundertbauwerk: «Rheinbegradigung». Heute steht es in der Kritik. Ein schweres Hochwasser, weiss Anita Mazetta, könnte im unteren Rheintal einen riesigen Schaden anrichten, deswegen soll renaturiert werden. Vorbild sind die Mastrilser Auen. Sie und das Rheindelta kurz vor dem Einfluss des Rheins in den Bodensee sind die letzten echten Naturparadiese. Hinter dem Bodensee wird der Rhein Freizeit und Touristenparadies. Maja Tappolet wohnt mit ihrem Mann Kai und sieben Kindern in der Nähe vom Rheinfall und ist mit Leib und Seele Landfrau. Ab jetzt fliesst der Fluss immer zwischen Deutschland und der Schweiz. Deshalb ist die Rheinfeldener Brücke mehr als nur ein Flussübergang. Sie ist gelebte Völkerverbindung.
Deutsche und die Schweizerinnen und Schweizer treffen sich in der Flussmitte zum Schwimmen. Knallbunte Kissen prägen ab hier das Flussbild: der Wickelfisch, das Erkennungszeichen der routinierten Strömungsschwimmer. Zu Christian Hosslis perfektem Flussglück würde allerdings auch ein richtiger Fisch gehören: der Lachs, der bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts in Basel in Massen aus dem Rhein gezogen wurde. Der Naturschützer kämpft für dessen Rückkehr und ist verhalten optimistisch. Noch stoppen französische Kraftwerke den Weg des Lachses in die Schweiz, doch Christian Hossli glaubt fest daran: Die völkerverbindende Kraft des grossen europäischen Stroms, wird letztlich dafür sorgen, dass alle Rheinanrainer sich zusammentun und dem Lachs seinen Weg zurück vom Meer in Richtung Quelle bahnen. (Text ©srf)
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