„Ein Konzeptalbum ist ein Musikalbum, bei dem die einzelnen Titel nicht isoliert, sondern in ihrer thematischen Beziehung zu den anderen Teilen des Albums als Gesamtwerk betrachtet werden. Durch die Ausarbeitung eines musikalischen und textlichen Zusammenhangs wird ein durchgängiges Konzept verfolgt, welches sich auch in andere Bereiche wie etwa die Gestaltung des Covers oder weitere Zusatzelemente ausweiten kann.“ (Quelle: Wikipedia). Es gibt hunderte von Konzeptalben; hier eine Liste. Für das heutige #takefive habe ich 5 Alben ausgewählt, die sich in Bezug auf Thematik, Musik und Konzeption wesentlich unterscheiden.
Meine persönliche Auswahl möchte ich mit Frank Sinatra aus dem Jahr 1955 beginnen, der eines der ersten Konzept-Alben überhaupt (oder gar das Erste?) eingespielt hat: In the Wee Small Hours. Dem Albumtitel entsprechend fanden die Aufnahmen in den frühen Morgenstunden vor einem ausgewählten Publikum statt und sorgten für die gewünschte „Nachtclub-Atmosphäre“. Die Lieder sind melancholisch und zum Teil tieftraurig; sie wirken wie eine Verarbeitung der kurz vorher gescheiterten Ehe Sinatras mit der Schauspielerin Ava Gardner. Nur der Titelsong wurde eigens für dieses Album geschrieben – bei den weiteren Titeln handelt es sich um bereits bestehende Songs, die zur angestrebten Atmosphäre passten. Nach dem kommerziellen Erfolg dieser Produktion folgten weitere Konzeptalben wie „Songs for Swingin’ Lovers!“ und „Only the Lonely“. Kaum wurde das Verlassen und verlassen werden schöner und intensiver besungen. Hier eine Beschreibung:
1967 erschien das Konzept-Album schlechthin. Die Mutter aller Konzeptalben, könnte man meinen – obwohl gerade die Mothers of Inventions rund um Frank Zappa bereits ein Jahr zuvor mit Freak Out! einen wichtigen Markstein des Genres setzten. Ich meine natürlich die Beatles mit Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band. Es gilt als eines der ersten Konzeptalben der Popmusik und erschien offiziell am 1. Juni 1967 in Grossbritannien. Es wurden dicke Bücher über den Stellenwert dieses Albums geschrieben. Hier will ich mich mit einem kurzen Zitat aus Wikipedia begnügen: „Eine Art Konzeptalbum mit tiefsinnigen, sarkastischen, verschachtelten und surrealistischen Texten war entstanden. Um dies zu erreichen, hatten die Beatles alle studiotechnischen Mittel der damaligen Zeit ausgeschöpft. So ist das ganze Album nur mit Hilfe der Vierspurtechnik produziert, wobei besondere Techniken angewandt wurden, wie das wegen Gleichlaufschwankungen äusserst schwierige parallele Verwenden von zwei Vierspurgeräten. Zu den surrealistischen Klanggebilden kamen ein 40-köpfiges Orchester sowie das Mellotron zum Einsatz. Diese Musik war live nicht reproduzierbar.“ Die Popgeschichte kann in eine vor- und nach „Sgt. Peppers“-Zeit eingeteilt werden, so epochal war und ist das Werk.
Und auch in einer kleinen Liste von fünf persönlich ausgewählten Konzeptalben, die natürlich keinerlei Anspruch auf repräsentativen Charakter erhebt, darf die Rockoper Tommy von The Who nicht fehlen. Das 1969 veröffentlichte Album verhalf der Gruppe zum endgültigen Durchbruch. Es handelt von Tommy Walker, einem Jungen, der taub, stumm und blind wird, als er mit ansieht, wie der vom Krieg heimkehrende Vater den Geliebten der Mutter tötet. Es gab Bühnenversionen mit unterschiedlichen Ansätzen und einen Film. Daraus ein Ausschnitt:
Konzeptalben gibt es zu allen möglichen Themen: Ereignisse aus der Geschichte, reale Personen, existierende Vorlagen, fiktive Personen oder Handlungen, Gegenstände oder Tätigkeiten, Ethik, Moral und Gesellschaft. Sie beschäftigen sich mit dem Krieg, Serienmördern, dem Ablauf eines Tages, dem Leben, dem Tod, dem Träumen, Voodoo-Geisterwelt, Kindheit oder dem Untergang eines Schiffes. Die Liste ist wahrlich vielseitig. Hier eine schier endlose Liste mit Konzept-Alben.
Die Geschichte des Albums Smile von den Beach Boys wäre eigentlich ein schönes Thema für ein Konzeptalbum! Keine andere Aufnahme hat so lange in Schubladen verbracht, bis das Werk endlich 2004 in einer ersten Fassung erschien. Es wurde zwischen den Jahren 1966 und 1967 von ihrem Bandleader Brian Wilson und dem Texter Van Dyke Parks konzipiert und komponiert. 2003 wurde das Projekt durch Wilson und Parks wiederbelebt und es erschien im Jahr 2004. 2011 wurde das Boxset The Smile Sessions veröffentlicht. Dieses Set enthält unter anderem Originalaufnahmen aus den Jahren 1966 und 1967 sowie eine rekonstruierte Fassung des Smile-Albums. Es geht um die Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde, um die Entwicklungsstufen des Menschen und führte Sägen, Schraubenzieher und Handbohrer in das Instrumentarium der Popmusik ein. Manche Musikkritiker meinen, das Werk hätte damals jene Sprengkraft von „Sgt. Pepper“ gehabt, wenn es denn erschienen wäre. Hier eine Dokumentation zu Smile und Pet Sounds.
Natürlich könnte man in einer solchen Liste ohne Probleme Pink Floyd, Genesis, Jethro Tull, Alan Parsons und andere Progrocker spielend unterbringen. Aber weil ich mich für möglichst unterschiedliche Spielformen des Konzeptalbums entschieden habe, möchte ich zum Schluss noch The Nightfly von Donald Fagen hervorheben. Dieses Konzeptalbum ist ein Porträt des Künstlers als junger Mann. Sämtliche Songs des Albums befassen sich mit tatsächlichen oder fiktiven Ereignissen aus der Jugend, die einen jungen Mann in den späten 50er und frühen 60er Jahren beschäftigen, und dem Zeitgeist jener Zeit (obwohl es 1982 aufgenommen wurde). „The Nightfly“ ist darüber hinaus eine gelungene Demonstration, welchen Sound man Anfang der 80er Jahre mit digitalen Aufnahmegeräten herstellen konnte.
Konzeptalben: When Pop became epic. The crazy world of the concept album. Dokumentation der BBC mit Rick Wakeman: BBC Programme