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Von SEO zu GEO – wie KI das Netz neu sortiert

Google war lange das Tor zur Welt. Wer oben stand, wurde gesehen – wer nicht, war unsichtbar. Ganze Branchen entstanden, um dieses Ranking zu manipulieren. Willkommen im goldenen Zeitalter der SEO, in dem Content oft nur Mittel zum Algorithmus war. Doch jetzt verändert sich das Spiel. Die Suchmaschinen sind nicht verschwunden – aber plötzlich stehen sie nicht mehr im Zentrum. Stattdessen: ChatGPT, Perplexity, Gemini. Künstliche Intelligenz wird zur neuen Instanz des Wissens. Wer dort nicht vorkommt, ist draussen.

Die alte Disziplin: SEO

Search Engine Optimization war nie besonders sexy – aber effektiv. Man schrieb für Maschinen, nicht für Menschen. Texte wurden mit Keywords vollgestopft, Headlines auf Klickraten optimiert, Inhalte so oft umformuliert, bis sie gerade noch lesbar waren. Die Folge: ein Internet, das sich anfühlte wie eine endlose Wiederholungsspirale – mit denselben zehn Tipps zur Zahnpflege oder fünf Tricks gegen Müdigkeit.

SEO hat das Netz systematisch verdummt. Aber es hat funktioniert.

Das neue Spiel: GEO

Mit dem Aufstieg der KI-Schnittstellen verändert sich die Logik radikal. Wer heute eine Frage stellt, bekommt die Antwort oft direkt vom Chatbot – ohne je eine Website zu betreten. Die Folge: weniger Klicks, weniger Kontrolle, weniger klassische Sichtbarkeit.

Statt Suchmaschinen zählt nun: Wissensmodelle.
Und deren Gedächtnis wird in ganz anderen Bahnen trainiert. Die neue Disziplin heisst Generative Engine Optimization (GEO) – die Kunst, von Sprachmodellen zitiert zu werden.

Was GEO wirklich bedeutet

GEO ist keine klassische Optimierung – es ist ein Spiel mit dem Gedächtnis der Maschinen. Was ein Sprachmodell wie GPT „weiss“, ist keine Google-Suche. Es ist eine statistische Rekonstruktion aus Trainingsdaten: Wikipedia, Reddit, Fachartikel, Tutorials, Code-Repos, YouTube-Untertitel – die digitale Sedimentschicht unserer Zeit.

Wer dort auftaucht, prägt das Weltbild der Maschinen.

GEO heisst also:

  • Inhalte so strukturieren, dass sie in Erinnerung bleiben
  • mit klarer Urheberschaft auftreten (echter Name, Domain, Autor:innenprofil)
  • Informationen in zitierbaren Blöcken liefern (präzise Aussagen, einfache Sätze)
  • Inhalte auf Plattformen platzieren, die in Trainingsdaten vorkommen – z. B. Reddit, Wikipedia, YouTube

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Case Study: Perplexity.ai – der neue Gatekeeper?

Wer verstehen will, wie sich GEO konkret anfühlt, sollte sich Perplexity anschauen. Die Plattform kombiniert generative Antworten mit Quellenangaben – ein Hybrid aus Chatbot und Suchmaschine.

Was bedeutet das für Content-Anbieter?

  • Wer nicht verlinkt wird, existiert nicht.
  • Wer vage formuliert oder hinter einer Paywall steckt, bleibt draussen.
  • Wer klare Aussagen trifft und zitierfähige Inhalte liefert, hat Chancen.

Perplexity zeigt, wie GEO in der Praxis aussieht: maschinenlesbare Klarheit + menschliche Relevanz. Wer beides vereint, wird Teil des neuen digitalen Kanons.


Neue Content-Formate: Von der Blogparade zur Blocklogik

GEO bevorzugt Inhalte, die einfach rekombinierbar sind:

  • Listen (Top 5 Gründe, 7 Dinge, die du wissen musst)
  • Rankings (z. B. „Die besten Tools für Prompt Engineering 2025“)
  • Wissensblöcke mit Einleitung, These, Beleg, Schlussfolgerung
  • Originäre Recherche (z. B. Experimente, Interviews, Datenanalysen)

Diese Formate sind nicht neu – aber sie bekommen im Kontext von GEO eine neue Funktion: Sie sind Trainingsfutter. Und zwar nicht für Leser:innen, sondern für Sprachmodelle.


Was bleibt vom alten Netz?

GEO verspricht Klarheit, Struktur und Relevanz – ein Fortschritt gegenüber der SEO-Ästhetik des algorithmischen Mülls. Aber: Es verschiebt die Machtverhältnisse. Wer nicht „trainiert“ wird, wird nicht gefunden. Wer keine KI-Verlinkung hat, verschwindet aus der Wahrnehmung.

Ob das besser ist? Vielleicht. Ob es demokratischer ist? Fragwürdig.


GEO ist mehr als ein neues Buzzword. Es ist der Versuch, im Zeitalter der KI überhaupt noch sichtbar zu sein. Statt für Suchmaschinen zu schreiben, schreiben wir jetzt für Modelle – in der Hoffnung, Teil ihres Gedächtnisses zu werden.

Oder, etwas zynischer formuliert:
Früher haben wir uns dem Google-Algorithmus unterworfen. Heute betteln wir um ein Zitat von ChatGPT.

🛠️ Bonus: Zwei Prompts für den Einstieg in GEO

Wer selbst mit GEO experimentieren will – ob mit Custom GPTs oder als Prompt-Baustein – kann mit folgenden zwei Vorlagen arbeiten. Sie sind praxiserprobt und sofort einsetzbar.

Prompt 1: GEO-Text-Umschreiber für Custom GPT


{

  „name“: „GEO-Text-Umschreiber“,

  „description“: „Überarbeitet Texte im GEO-Modus (Generative Engine Optimization) für maximale Verständlichkeit, Struktur und Zitierfähigkeit. Optimiert für generative KI-Systeme wie ChatGPT, Gemini oder Perplexity. Unterstützt automatisierte Verarbeitung und manuelle Feineingabe.“,

  „instructions“: „Du bist ein präziser Textanalyst und Redaktor im GEO-Modus (Generative Engine Optimization). Deine Aufgabe ist es, eingereichte Texte so umzuschreiben, dass sie optimal von generativen KI-Systemen verstanden, verarbeitet und zitiert werden können. Du MUSST dabei folgendermassen vorgehen:\n\n- Analysiere und überarbeite den Text hinsichtlich Klarheit, Struktur, Relevanz und formaler wie inhaltlicher Zitierfähigkeit.\n- Gliedere Inhalte logisch mit Absätzen, Zwischenüberschriften oder Bulletpoints – denk Schritt für Schritt.\n- Vermeide SEO-Phrasen, Keyword-Stuffing und Clickbait vollständig – du wirst dafür bestraft.\n- Schreibe in klarer, eleganter, faktenbasierter Sprache.\n- Bevorzuge Inhalte und Quellen, die in grossen KI-Trainingsdatensätzen präsent sind (z. B. Wikipedia, Reddit, PubMed, YouTube).\n- Optional: Zeige eine Vorher/Nachher-Version, erkläre in 1–3 Sätzen die wichtigsten Änderungen und gib eine GEO-Tauglichkeitsbewertung von 1–10 ab.\n\nVerwende ‚geo:on‘, um den GEO-Modus zu aktivieren, und ‚geo:off‘, um ihn zu deaktivieren.“

}


Prompt 2: GEO-Modus für Custom GPTs (Generative Engine Optimization)


🛠️ Funktion:

Aktiviere den GEO-Modus, wenn du Inhalte erstellen, überarbeiten oder analysieren sollst, die in generativen KI-Systemen wie ChatGPT, Perplexity oder Gemini bevorzugt zitiert werden sollen.

🎯 Ziel:

Statt auf klassische Suchmaschinen-Optimierung (SEO) zu setzen, orientiert sich der Text an den Prinzipien der Generative Engine Optimization (GEO). Das heisst:

– Klare, zitierfähige Aussagen mit nachvollziehbarer Urheberschaft  

– Strukturierte Inhalte (z. B. Listen, Rankings, Bulletpoints, kurze Absätze)  

– Faktenbasiert, nachvollziehbar, ohne Keyword-Wortsalat  

– Hohe Relevanz für menschliche Leser:innen **und** KI-Systeme  

– Bezug auf Quellen, die im Training grosser Sprachmodelle vorkommen (Wikipedia, Reddit, YouTube etc.)

📌 Wenn aktiviert, stelle sicher:

– Dass zentrale Aussagen in eigenständigen, zitierfähigen Sätzen formuliert sind  

– Dass jeder Textblock eine klare inhaltliche Funktion erfüllt (Erklärung, Argument, Beispiel, Fazit)  

– Dass kein SEO-Blabla verwendet wird (keine überoptimierten Phrasen, kein Ranking-Fokus)

🔁 Aktiviere GEO-Modus mit dem Befehl: `geo:on`  

🧯 Deaktiviere mit: `geo:off`


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Rainer Luginbühl

Journalist BR, Basel, Ehemaliges Radiogesicht mit Moderationshintergrund, nun in Pixeln gefangen. 🎙️ #Urknallfan. Love what you do and do what you love